Taxol aus Pilzen als GWP-Fall im Laborjournal

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In der neuen Ausgabe des Laborjournals (12/2023) ist ein Artikel von Klaus F. Gärditz, Professor für Öffentliches Recht an der Universität Bonn, und Hjördis Czesnick, Leiterin der Geschäftsstelle des Ombudsman für die Wissenschaft, zur guten wissenschaftlichen Praxis erschienen. Der Artikel „Taxol aus Pilzen – pharmazeutische Goldmine oder wissenschaftliche Ente?“ befasst sich mit der verzerrten Darstellung von Forschungsergebnissen und der Schwierigkeit, Korrekturen von einst vielversprechenden Ansätzen zu publizieren, wenn es sich um Negativergebnisse handelt.

Im Artikel geht es um den angeblichen Fund des Arzneistoffs Taxol, der zur Behandlung verschiedener Krebsarten eingesetzt wird, in endophytischen Pilzen. Taxol wurde ursprünglich aus der Pazifischen Eibe isoliert und einige Zeit später auch in in der Eibe lebenden Pilzarten gefunden. Die Funde wurden in den 90ern und auch später noch in hochrangingen Journalen publiziert, da man hoffte, das Medikament nun viel schneller und in größeren Mengen produzieren zu können. Später verdichteten sich in manchen Forschungsgruppen jedoch die Anzeichen dafür, dass es sich bei den Funden in Pilzen um Artefakte handelt. Auch aus evolutionsbiologischer Sicht wirft die Theorie, dass Pilze die Substanz (die für sie selbst auch toxisch ist) herstellen, Fragen auf.

Die Wissenschaftler:innen, die Gegenbeweise zur Theorie gefunden haben, hatten jedoch erhebliche Schwierigkeiten, ihre Forschungsergebnisse in Journalen mit hohem Impact zu publizieren. Zudem werden weiterhin ständig Artikel zu mutmaßlichen neuen Funden in Pilzen (hier sollten die Methoden und Ergebnisse genau und kritisch geprüft werden) und Reviewartikel publiziert, die an der alten Theorie festhalten, aber auf die neuen Ergebnisse nicht eingehen. Unklar bleibt oft, ob die Ergebnisse bewusst lediglich positiv (und somit verzerrt) dargestellt werden. Es geht hier weniger um nachweisbares wissenschaftliches Fehlverhalten als vielmehr um einen Fall fragwürdiger Forschungspraxis großer Dimension.

Der Artikel kann hier als PDF heruntergeladen werden, und ist hier auch online publiziert.

Photo by Adam Przeniewski via Unsplash